Schwarz nicht Farbig !

Nach meiner Social Media Pause ist das Erste, was mir über den Weg läuft, der Ausspruch “Farbiger Schwuler!”

Gedankenlosigkeit

Ich muss meinem Unmut gerade mal ein wenig Luft machen, denn ich kann es einfach nicht glauben. Ich kann nicht verstehen, warum wir heute in 2019 immer noch so viel Dummheit in Worten ausgesetzt werden. Noch viel bedenklicher finde ich, dass es mal wieder wenigen auffällt. Ist es das Abbild unserer Gesellschaft, einer Gesellschaft, die still konsumiert, wenig nachdenkt und hinterfragt?

Es ist so bedenklich, so unvermögend, so gedankenlos.

Diese Gedankenlosigkeit wird dann fröhlich weggekichert und weiter geht es mit  Belanglosigkeiten. Ich kann und möchte dieses Verhalten von Menschen um uns herum einfach nicht billigen und kann es nicht aushalten, denn dafür haben nicht so unglaublich viele Menschen Jahrzehnte lang die Sklaverei ertragen müssen und sich mit herablassenden Beschreibungen wie Neger, Farbige etc. betiteln lassen.
Unsere Welt lebt von Vielfalt, aber nicht von dem Ausschluss von Menschen. Doch genau das passiert, wenn diese Worte einfach so schleichend und unbedacht wieder in unseren Sprachgebrauch einfließen. Es ist versteckter Rassismus der oft nicht so gemeint ist, aber bei mir so ankommt.

Gerade in diesen unseren Zeiten, die geprägt sind von politischer Unsicherheit und Unmut sollten all jene, die keine Rassisten sind, all ihre Worte gut bedenken. Denn der Gebrauch von falschen Bezeichnungen und Worten bietet den wirklichen Rassisten eine Bühne, die sie meiner Meinung nach nicht verdient haben. Schon alleine für die Zukunft unserer Kinder müssen wir sehr sehr achtsam sein mit allem was wir sagen!

Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet. Je mehr jemand die Welt liebt, desto schöner wird er sie finden.Gedanken zum Muttertag und ein wundnerschönes Give Away von Weleda und Merci Maman

Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte. 

Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen. 

Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. 

Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. 

Achte auf Deinen Charakter, denn er wird Dein Schicksal.
(Talmud)

Ich bin eine schwarze deutsche Frau! Die Tatsachen, schwarz und weiblich, waren lange Zeit keine guten Voraussetzungen und auch heute spüre ich fast täglich, wie mich dieses Thema umtreibt und ich immer wieder für meine/unsere Gleichberechtigung kämpfen muss.
Aber genau das lasse ich nicht zu und von daher ist meine Reaktion auf eine nicht korrekte Anrede so emotional. Ich wünsche mir Gleichberechtigung und Wertschätzung! Für alle Menschen dieser Welt. Anscheinend kann man es nicht oft genug sagen !

Meine Definition von Farbig:

Farbig wird ein Bild, das mein Sohn malt, wenn ich ihm viele Farben und ein leeres WEIßES Blatt zum Malen gebe. Es entsteht ein grüner Dino mit einem rotem Apfel im Mund, die Sonne strahlt in ihrem schönsten Gelb und ist umgeben von einem blauen Himmel.
Schon die Farbenlehre besagt, dass ein schöner Braunton wie folgt gemischt wird: Blau, Rot und Gelb zu gleichen Teilen! Aber allein diese Tatsache macht dunkelhäutige Menschen nicht farbig!

Von daher ist der Ausspruch “farbiger Mensch” der höflich gemeinte, aber mittlerweile nicht mehr zeitgemäße Ausspruch für dunkelhäutige Menschen. Also bitte streicht dieses Wort im Zusammenhang mit Menschen aus eurem Wortschatz! Gleiches gilt für „schwul“ oder „lesbisch“! Bitte benutzt „homosexuell“.

Wikipedia sagt folgendes :

“Unter Farbigen versteht man nicht-hellhäutige Menschen. Der Begriff entstammt historischen Rassentheorien und rassistischen Ansichten und wird heute als problematisch gesehen. Besondere Bedeutung hatte und hat er in allen Systemen der Rassentrennung. Als Selbstbezeichnung war er nie verbreitet.”

“Farbige/farbig ist ein kolonialistischer Begriff und negativ konnotiert. Eine Alternative ist die Selbstbezeichnung People of Color (PoC, Singular: Person of Color). Begriffe wie “Farbige“ oder “Dunkelhäutige“ lehnen viele People of Color ab. Die Initiative “der braune mob e. V.“ schreibt: “Es geht nicht um ‚biologische‘ Eigenschaften, sondern gesellschaftspolitische Zugehörigkeiten.“ Um das deutlich zu machen, plädieren sie und andere dafür, die Zuschreibungen Schwarz und Weiß groß zu schreiben.” Zitat der braune Mob

 

Kleine Rassismuskunde, wo fängt unterbewusster Rassismus an :

 

  • beim Impuls, die Strassenseite zu wechseln, wenn zwei schwarze  Menschen einem entgegenkommen.
  • schwarze Menschen mit Konsumartikeln oder Nahrungsmitteln zu bezeichnen,
  • in der Annahme, dass alle  “schwarzen Menschen  super singen und tanzen können”
  • sicherheitshalber  nochmal nachzufragen, ob der schwarze  Arzt oder Rechtsanwalt “wirklich studiert hat”
  • schwarze deutschsprachige Menschen zu fragen, wo sie “wirklich herkommen” und ob der “Papa oder die Mama schwarz” sei.
  • in Sätzen wie “ich kenne viele Schwarze, also kann ich kein Rassist sein” oder “in Deutschland gibt es doch gar nicht wirklich Rassismus”.
  • im Ignorieren, dass unsere Gesellschaft weiße Menschen strukturell und institutionell stark bevorzugt, und dadurch das eigene weiße Privileg zu leugnen. (Denn wenn man weiß ist, merkt man all den unterschwelligen versteckten Rassismus nicht)
  • Am Wochenende auch mal mit schwarzen Menschen auszugehen, bedeutet nicht automatisch, nicht rassistisch sein zu können. Ebenso wenig wie Gespräche mit Frauen nicht automatisch bedeuten, nicht sexistisch zu sein.

 

Ich weiss, dass die meisten meiner Leser genau so denken und handeln wie ich, jedoch bin gerade heute förmlich getrieben und muss diesen Artikel in die Welt hinaus senden, denn ich habe das Gefühl, das es sonst niemand tut. Würde ich meinen Unmut nur kurz ungefiltert per Instastoy teilen, wäre er nach 24 Stunden nicht mehr da und somit wäre die virale Verbreitung und das Erreichen von dem einen oder anderen  Unwissenden dahin. Also nehmt es mir nicht übel, dass hier zwischen all meinen schönen Themen auch immer mal wieder etwas Unbequemes, nicht so Rosarotes kommt. Denn ich brenne einfach für eine Vielfalt in unserer Gesellschaft. Eine Gesellschaft, in der alle gleichberechtigt sind: Frauen und Männer, alle Religionen, Hautfarben und sexuelle Gesinnungen. Vielfalt ist eigentlich ein Geschenk, wird aber leider bis heute nicht als solches angesehen. Weder in meiner direkten Umgebung, auch nicht in den Medien und auch nicht global. Ich hoffe, dass sich diese Tatsache irgendwann in naher Zukunft einmal ändern wird.

Ich wünsche euch eine schönen Abend!

Alles Liebe, Rebecca

Tipp:

Wenn ihr zu diesem Thema weiterlesen möchtet dann schaut mal hier:

Ich kann nicht aus meiner Haut! Dunkelhäutig in Deutschland

Neger oder gerne auch Halbneger als wieder etabliertes Wort in Deutschland

 

 

10 Kommentare

  1. Rebecca! Was für starke und wichtige Worte! Ich umarme dich!

  2. Hallo!
    Für mich sind immer alle erstmal Menschen. Hinzu kommen dann Mensch mit schwarzer/ weißer Haut oder Mensch mit braunen Haaren und so weiter. Ich bin bei den Worten auch zusammengezuckt. Was aber ist an lesbisch/ schwul verkehrt? Wenn ich explizit ausdrücken möchte, dass sich zwei Frauen lieben?

  3. Ich finde deinen Beitrag gut und wichtig – sehr wichtig sogar! Ich mache keinen Unterschied im Begegnen von Menschen bzgl Aussehen, Religion, Herkunft, Sexualität etc
    Jedoch weiß ich auch manchmal nicht wie ich mich, zB in einer gesellschafts politischen Debatte unter Freunden oder in der Großfamilie menschlich korrekt ausdrücken kann ohne jemanden zu verletzen und dennoch Menschen zu benennen, damit mein Gegenüber weiß wen ich meine?! Ich bin sehr offen für Hinweise :)

    Danke dir!!

  4. Katrin Debes

    DANKE für deine klaren Worte!! So wichtig!
    Viele Grüße
    Katrin

  5. Man muss ja nicht gleich immer jedes Wort auf die Goldwaage legen…. hab ich im Zusammenhang dieses Themas schon oft gehört. Dann sage ich immer: DOCH DAS MUSS MAN! Wenn es Menschen herabwürdigt muss man das. Und wenn das Jemand aus Unwissenheit sagt, sollte man ihn nicht weiter im Dunkeln tappen lassen. Ich bin weiss und Deutsche, mein Mann Asiate und ebenfalls deutscher Staatsbürger, und unsere Kinder sind und waren für Aussenstehende oft Mischlinge. Sind ja oft die schönsten Kinder, diese Mischlinge. Wie oft haben ich und die Kinder solche Sätze gehört. Das sollte ein Kompliment sein. Sprich das Wort mal laut aus MISCHLING. Also ich denke da an Hunde, aber nicht an Menschen. Ja was soll man denn sonst sagen? Kinder, sag einfach Kinder. Oder nenn sie bei ihren Namen.
    Das ist noch fieser als offen angefeindet zu werden, da kann man leichter zurück schiessen. Aber wenn Leute unterm Deckmäntelchen der Freundlichkeit deine Grenzen überschreiten ist es einfach nur unangenehm. Ich hab damals ständig Ausreden für diese Leute gesucht. Die wissen es nicht besser, das meinen die nicht so etc… Mach ich nicht mehr. Ich schiesse zwar nicht aber ich ziehe Grenzen. So wie du es hier sehr deutlich in diesem Post gemacht hast.

    • Auch sehr schön geschrieben! Einfach die Kinder bei ihrem Namen nennen…Ich denke bei dem “M”-Wort nichtmal an Hunde, weil ich schon mit dem Gegenwort reinrassig ein Problem hab. Hundebaby ist Hundebaby…und Menschenkind ist Menschenkind. Unsere Generation hat die Pflicht, dass es bei der nächsten einfach keine Rolle mehr spielt.

  6. Immer und immer wieder ein wichtiges Thema. Und ich dachte immer schwarz oder farbig wären nun die richtige Wortwahl…Das “N”-Wort gilt es (leider immer noch) zu bekämpfen.
    Aber was ist jetzt bitte falsch an lesbisch oder schwul? Eine meiner Freundinnen ist lesbisch und im Verband lesbischer Lehrerinnen und mein Sohn ist schwul. Für uns ist eher “der Homo” ein Schimpfwort…Insgesamt finde ich es sehr wichtig gegen Rassismus und Unterdrückung zu kämpfen. Jedoch habe ich den Eindruck, dass die ganzen Bemühungen um die richtige Wortwahl, an der tatsächlichen Problematik leider nicht so viel ändern. Frauen werden immer noch schlechter bezahlt, obwohl sie jetzt Studierende sind und es weibliche Berufsbezeichnungen gibt. Rassismus findet schon zwischen anderen Dialekten statt. Dicke werden ausgelacht, Individualität kaum geschätzt, weil alle doch irgendwie gleich sein wollen. Und am kritischsten sind da leider meist die Frauen!!! Wir haben den Erziehungsauftrag für unsere Kinder: “Sei du selbst, du bist toll so wie du bist”!!!

  7. Wichtiges Thema, ich denke das Thema muss solange aufm Tisch bleiben bis es endlich weg vom Tisch kann. Mich hat jegliche rassistische Bezeichnung von Hautfarbe schon immer gestört, als Kind habe ich einfach nicht verstanden warum man jemanden als schwarz oder farbig betitelt und mich als weiß…weiß war nämlich ein Blatt Papier oder der Schnee und habe ich mich im Spiegel angeschaut sah ich keine weiße Haut. Schwarz war schwarz und Farbig bunt…konnte ich auch nicht in der Hautfarbe von Menschen erkennen und so wuchs ich zwischen Rassisten zu einem Nichtrassist auf,…es ergab für mich als Kind einfach keinen Sinn und noch weniger warum ich jemanden deswegen nicht mögen sollte.

    Seit zwei Wochen gucke ich intensiv Netflix und ich bin so froh dass dort weder Homosexualität noch unterschiedliche Hautfarben eine Rolle spielen bzw. diese als Selbstverständlich angesehen werden und wenn dann vollkommen richtig thematisiert werden. In vielen Serien hat mich immer dieses besondere Hindrücken an die Thematik gestört vor allem weil es dann zu viel war und meist ohne Taktgefühl. Männer die Männer lieben wurden überspitzt dargestellt, Frauen die Frauen lieben sexualisiert und bei Hautfarben wurden Schubladen gebildet. Netflix kriegt es hin all diese Thematiken “normal” wirken zu lassen was unheimlich entspannend ist beim gucken.

    Ich wünsche mir einfach, dass diese Dinge so alltäglich für uns werden. Das Vielfalt Alltag wird und wir uns irgendwann nicht mehr mit diesem Thema auseinander setzten brauchen, bis dahin müssen wir es ansprechen und auch jedes Mal vor seiner eigenen Tür kehren.

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