……Nachtrag! 19.12.2016 nun ist es in Berlin angekommen! Es war von je her nur eine Frage der Zeit….
Ihr Zwei, ihr meine allerliebsten kleinen Menschenkinder,
wir schreiben das Jahr 2016, ich sitze hier mit eurem Papa, ein laues Sommerlüftchen weht in unser Wohnzimmer, wir haben ein wunderschönes Wochenende miteinander verlebt und sind innerhalb unserer kleinen Familie glücklich und zufrieden. Es ist alles so wundersam rosarot vor lauter Glückseligkeit, hier drinnen in unserer Welt! Aber wenn ich nach draußen schaue und mir nur die letzten zwei Wochen in Erinnerung rufe, dann schnürt sich mir der Hals zu. Mir wird ganz schlecht und meine Augen füllen sich mit Tränen, denn unsere Welt, eure Welt, in die ihr hineinwachst, sie ist so alles andere als rosarot! Es ist beklemmend und fürchterlich welch schlimme Nachrichten sie uns gerade Tag für Tag bringt und ich komme nicht umhin mich zu fragen, wie und wo das noch alles enden soll? Mir war immer bewusst, dass wir, also die Generation eurer Eltern und auch meiner Eltern eine sehr freie Generation sind. Eine Generation, die zumindest hier in Europa ohne Angst und Schrecken leben durfte, denn es war eine Welt, die von Wohlstand, Innovation, Frieden und Freiheit geprägt ist. Wir mussten uns nie um unser Leben Sorgen machen, denn es war alles im wahrsten Sinne des Wortes in Ordnung. Aber diese Zeit scheint nun zu Ende zu sein. Es gibt eine populäre TV-Serie in der es immer heißt ” Der Winter naht ” und ja genau dieses kalte Gefühl habe ich gerade und möchte in die Welt schreien “Wacht auf!“, “Hört auf!“, “Seid ihr denn alle verrückt geworden!“.
Aber ich bin gerade noch ganz leise und versuche meine Gedanken zu ordnen! Ich habe Pläne im Kopf wie und was ich tun könnte, wenn all das Unglück dieser Welt auch in Berlin vorbeischaut, wie ich euch beschützen kann und was wir tun können, um diese unsere Welt wieder zu einem besseren Ort zu machen. Einer Welt, in der wir alle frei und friedlich leben können. Doch gerade überschlagen sich die Ereignisse, und man kommt gedanklich gar nicht hinterher – Würzburg, Nizza, München und letzte Nacht auch noch Ansbach. Davor Paris, Brüssel.
Ich bin ganz ohnmächtig bei dem Gedanken an all die Familien, die gerade mit der Trauer um einen geliebten Menschen, und dem Unverständnis für diese Taten leben müssen. Zu jeder Geschichte, die uns gerade bewegt, habe ich irgendwie eine Bezug, kenne Menschen, die in den Städten leben oder sogar eines der Opfer kennen. Ich kann also nicht mehr meine Augen verschließen und so tun als würde mich all das nichts angehen, wie es bei ähnlichen Vorkommnissen in Kabul, Bagdad oder Syrien der tragisch-bequeme Reflex meines Bewusstseins ist. Nein, all der Unmut der Welt klopft nun langsam auch an meine Tür und sagt ganz laut ” Steh auf! Du musst was tun! Beschütze deine Kinder, in dem du etwas tust! Sei mutig, geh auf die Strasse und versuche die Welt wieder ins Lot zu bringen. Es wird von Tag zu Tag verrückter!“
Meine lieben Kinder, es passieren gerade so viele Dinge, die in der großen politischen weiten Welt ihre Auswirkungen zeigen werden – und das nicht nur in den Ländern, in denen es gerade drunter und drüber geht. In dieser, unserer Zeit verabschieden sich die Briten aus der Europäischen Union. Ich habe das Gefühl, die Entscheidung wurde nur von Menschen getroffen, die nicht mehr lange mit dieser unsinnigen Entscheidung leben müssen, denn sie sind nicht die jungen Menschen von morgen, sondern die Alten von gestern, denen anscheinend nicht klar ist, welch Auswirkungen es auf das große Ganze haben wird.
Die Türkei erlebt einen Putsch und ich habe das Gefühl, dass es in diesem Land schon lange nicht mehr mit rechten Dingen zugeht. Und die US-Republikaner….ich sagen nur Präsidentschaftswahl ohne Worte! Was ist nur los mit all den Staatschefs oder Menschen in Führungspositionen, die anscheinend alle genau so arme Irre sind, wie die kranken Menschen, die mit Lastern in Menschenmengen fahren oder mit einer Axt auf Mitmenschen losgehen? Ihr könnt all das noch nicht verstehen, aber wahrscheinlich sind all die Dinge, die uns gerade umgeben weltverändernd und ihr werdet uns später mal fragen, wie es sich damals angefühlt hat und uns bewusst war, was da gerade geschieht.
Und wie bitte soll ich als liebende Mutter euch meinen geliebten Kindern jetzt oder auch später diese Welt erklären? Ich versuche euch davon fernzuhalten, und belaste euch natürlich nicht mit all dem Leid, das uns gerade umgibt, aber ich sehe deine große fragenden Augen mein Mädchen, wenn du vielleicht doch die eine oder andere Nachricht am Rande mitbekommst. Leider kann ich mir nichts vormachen und merke, dass ich tief in mir drin auch Angst habe. Ich nehme dich, mein Baby, lieber ins Tragetuch und mein Mädchen an die Hand, wenn wir Bahn fahren. Ich bespreche mit Papa, wer welches Kind nimmt, sollten wir mal irgendwann in einer gefährlichen Situation sein. Ich sage euch Worte und Sätze, die ihr vielleicht gerade nicht so recht versteht, aber die im Falle einer Gefahrensituation eine große Wirkung haben werden, denn ich weiss, dass ich mich dann auf euch verlassen kann. In dem Moment reicht nur ein Wort, ein Blick, ein Satz und ihr wisst genau was zu tun ist. Aber ganz ehrlich, ist das eine Welt, in der ich euch, meine Kinder, aufwachsen lassen möchte? Es geht doch nicht an, dass wir alle so sehr in Angst und Schrecken versetzt werden. Diese Angst möchte ich auch in keinem Fall an Euch weitergeben. Stattdessen sollt Ihr mit einem bewussten Geist und einem freien Herzen in diese Welt hineinwachsen. Wisst ihr, ihr zwei, die Menschheit ist schon mit anderen Verrückten fertig geworden, und vielleicht ist es an der Zeit, dass wir, Eure Eltern, nun alle kämpfen! Kämpfen für eine neue gute Welt, eine Welt in der es nicht mehr nur um egoistische Befindlichkeiten von einzelnen Menschen geht, eine Welt ohne Terror, eine Welt ohne Hunger und ohne Krieg! Ich habe das Gefühl, dass alles im Umbruch ist und sich zyklisch verhält. Meine lieben Kinder, es gibt immer ein Ying und Yang, ein helle und ein dunkle Seite. Ich verspreche euch, auf jeden Winter folgt ein Sommer. In diesem Sinne lasst uns hoffen, dass der angebrochene Winter nicht zu kalt wird und nicht zu lange andauert. Wir werden alles dafür tun, euch Kinder mit schützenden Händen in einen warmen, friedlichen Sommer aufwachsen zu lassen.
In Liebe eure Mama
Ihr Lieben,
das ist nun tatsächlich mal ein Text ganz anderer Art. Ich hatte irgendwie das Gefühl, dass es nun langsam mal Zeit wurde, meinen Gedanken Ausdruck zu verleihen, denn es beschäftigt mich gerade sehr. Vorletzte Woche nach dem Anschlag in Nizza formten sich den ganzen Tag über Sätze und Worte in meinem Kopf, nur leider fand ich nicht die Zeit sie nieder zu schreiben. Nun waren die letzten Tage schon wieder so ereignisreich, dass ich das Gefühl habe, mein Geist kommt gar nicht mehr hinterher. Die gestrige Möglichkeit des seltenen Zusammenspiels aus Ruhe und Zeit habe ich nun genutzt. Meine Worte haben sich fast von selber auf den leeren Bildschirm geschrieben. Ich denke, das wichtigste in dieser unserer Zeit ist, Ruhe zu bewahren, den Glauben an das Gute nicht verlieren und vor allem uns nicht von der Angst, die in der Luft liegt, umnachten zu lassen.
Passt auf euch und reicht euch die Hände für eine offene, schöne Welt!
Alles liebe Rebecca
*Und hier noch eine kleine Anmerkung meiner guten Freundin Anna, sie schrieb heute auf Facebook folgendes:
“Durch Twitter sind quasi alle Katastrophen, alle Anschläge, alle Amokläufe so nah wie der 11. September. Das ist unerträglich und hilft niemanden. Deswegen wünsche ich mir die Zeit zurück, in der mich Zeitungen am nächsten Morgen oder Tag erst informierten. Ich wünsche mir die Zeiten zurück in denen Journalisten nicht senden und posten sondern nachdenken und recherchieren dürfen.” Das stimmt, finde ich und ich denke es ist an manchen Tagen vielleicht für uns alle gesünder nicht an dem überangebot an Informationen zu verzweifeln, oder was denkt ihr ?
Wunderschöne Worte, und deine Freundin hat auch so recht, dieses Überangebot und das “sich-mit-noch-neueren-und aktuelleren-Vermutungen-eine-bessere-einschalt-oder-klick-Quote-zu-verschaffen” nervt und macht Angst. Ja ja, alle versuchen sachlich und objektiv zu sein (zumindest die meisten) und ja, es ist einfach unfassbar furchtbar was zur Zeit in der Welt passiert, aber wir müssen zusammenhalten und weiter unsere freie Welt leben, denn nichts ist schöner und wichtiger und nichts brauchen Menschen eigentlich mehr als Liebe und Freiheit.
Liebe Rebecca,
Schöne , wahre Worte und dieser ständige Informationsfluss beschäftigt mich sehr und ich bin gerade dabei da einen anderen Weg jenseits des Smartphones mit Instagram und ständigem ereichbarsein etc zu finden , denn auch das gehört zu einer unbelasteten, angstfreien Welt dazu finde ich !
Lieber Gruß von Lena
Liebe Rebecca, soviel von deinen Gedanken kreist auch in meinem Kopf. Was ist mit der Welt los? War sie jemals heile? Ist dies die Infoflut oder kreist sie immer schneller und unaufhaltsam dem Abgrund zu? Sollen wir unseren Kindern statt Ballettunterricht lieber einen Surviver-Kurs spendieren, dass sie mehr Überlebenschancen im Wasser-Feuer-Sturm, das kein Spiel, ist haben? Sollen wir unseren Jungen sagen – los, hau auf ihn hin, dass sie nicht so wehrlos wie die Jugendlichen auf Utoya sind? Sollen wir all unseren Ideale über den Haufen werfen? Kaum atmen wir auf, dann passiert noch etwas Schlimmeres, näher, dunkler. Vielleicht brauchen wir “den Winter”, denn wer täglich mit Angst lebt, sich daran gewöhnt? Ich weiss es nicht. Ich bin mir auch nicht sicher, ob man sich an die Angst um eigene Kinder gewöhnen kann.
Wunderschön geschrieben, genauso sieht es in meiner Gedankenwelt um meine Kinder auch aus… was ist bloss los derzeit???
Klare Worte die ich gerne lese. Auch ich musste gestern meinen Gedanken Luft machen und habe sie niedergeschrieben. Habe ebenso wie Du Bezug zu allen 4 Orten. Und ich fühle mich auch so hilflos bei Erklärungsversuchen gegenüber meinen Kindern.
Ich wünsche Dir eine friedliche Woche!
Ich bin vollkommen mit Dir einer Meinung! Wir brauchen auch mal ein paar ruhige Std am Tag/Abend/Nacht um Zu ruhen, um Kraft und Energie zu tanken, um schützend vor unseren Kindern und Lieben zu gehen, um nachdenken zu können, um Raum für die Liebe zum Leben spüren zu können, um wieder Wärme zu empfinden.
Alles Liebe Angela
Liebe Rebecca,
wie gut Du die Angst in Worte gefasst hast. Genau so empfinde ich auch wenn ich wieder neue Nachrichten höre oder lese. Ich bin hin&her gerissen was man tun kann!? Letzte Nacht lag ich bei meinen beiden Kindern 7&3Jahre und musste weinen weil ich solche Angst habe, sie könnten nicht mehr weiter in dieser noch so wunderbaren Welt, wie wir sie hier gerade noch vorfinden, weiter leben, wachsen und große werden können. Die Zeit bringt immer wieder neues. Vielleicht werden unsere Kinder auch friedliche Kämpfer dieser neuen Zeit? Aber mich bedrückt das alles auch sehr und ich habe wirklich Angst, um sie, um uns, und alle Menschen dieser Welt. Ich hoffe das die gleichgesinnten unter uns sich in großer vielzahl die Hände reichen werden und wir diese dunkle Wolke über uns verkraften können. Und wir endlich aufwachen …
Liebe Grüße Mama Katja aus Dresden
Liebe Rebecca
leider habe ich erst heute (31.10.16) deine wunderschöne Seite gefunden deine Worte vom 25.7.16 haben mich sehr berührt.
Auch ich habe Angst was aus dieser Welt und unseren Kindern werden soll.
Aber deine Worte und die Reaktionen darauf, stimmen mich zuversichtlich.
Denn ich glaube dass die Menschen die sich klein und ohnmächtig fühlen etwas großes bewirken können wenn sie sich zusammen tun.
Der Austausch auf diesem Wege kann helfen die Angst zu teilen und so nicht so übermächtig werden zu lassen. Das Bild dass viele oder alle Meschensich die Hände Reichen finde ich eine schöne Vorstellung. Also dir und deiner Familie in der kommenden Zeit viele liebgemeinte Hände.
Doris
Du sprichst mir aus der Seele…Immer wieder….in was für einer Welt habe ich Kinder geboren?! Sind denn alle verrückt geworden? Hat denn keiner mehr Respekt vor dem Leben? Entschuldigt denn der Glaube (egal welcher!) s
olche Taten?
Liebe Rebecca!
Danke für Deine wahren und guten Worte. Ich kann Dir nur zustimmen. Ich hoffe euch geht es gut, und ihr kommt über die Feiertage zur Ruhe und könnt die besinnlichkeit und fröhlichkeit des Festes ein wenig genießen.
Ich grüße euch ganz lieb!
Stefanie
Danke liebe Rebekka, deine Worte geben meinem Herzen etwas Kraft. Genau diese Gedanken um meine Mädchen, hatte ich auch heute Morgen. Aber ja, gemeinsam und in Liebe auf uns achten, ihr Aufwachsen behüten und uns sagen, dass wir für sie da sind. Das ist es was zählt. Hab Dank für deine lieben Worte. Ich denke an euch. Jule